Zuletzt bearbeitet am 20. Februar 2016.

 

 

 

 

Bildergeschichten aus West-Afrika

 

 

Die ersten vier Geschichten stammen aus der Erzählung von Mark Antony, der eine besondere Begabung hatte die phantasievollen Figuren bildlich zu ersinnen und noch dazu in einer besonderen künstlerischen Perfektion zu malen. Die Gestalt der Geister sind ja nicht figürlich vorgegeben. Man muss schon eine besondere Begabung besitzen um diese bildlich zu ersinnen und darzustellen.

 

Einzige mir bekannte dargestellte Figur ist der Drawel, ein Waldgeist mit nach hinten gestellten Füßen. Diese Figur wird öfters als Holzfigur angeboten, hat aber nichts mit Schreinfiguren oder Voodoo zu tun. Fester Bestandteil von Geschichten in Ghana ist auch die Figur, die Menschen mit ihren Brüsten fängt. Hierzu gibt es bestimmt Personen, die mehr darüber wissen.

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Drawel-Figur geschnitzt aus leichtem Holz - Höhe 42 cm - künstliche Patina – Ghana 1998

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Aus meiner Bitte heraus: „Mal mir mal ein Bild deiner Götter- und Geisterfiguren auf eine Platte“, entstand dieses Werk.

 

Öl auf Sperrholz - geteilt (wegen des Transportes) - 120 x 195 cm

 

 

 

   

Auf dem Bild - zwischen Meeresgott und Flussgöttin - (dritte Figur von links, unten) - steht der Drawel von Mark Antony.

 

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Ohne Ausnahme sind alle Bilder nicht signiert. Auf solch eine Idee ist keiner gekommen. Die Bilder wurden ja nicht gemalt um als Kunstwerke aufgehängt zu werden. Erkennbar sind aber alle an der Originalität, den Farben, der Ausführung und des Materials.

 

 

 

Mark Antony, sein Atelier und Wohnung. Die Arbeiten fanden natürlich immer im Freien statt.

 

 

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 Bildergeschichte aus Ghana

 

Serie I

 

5 Bilder - klappbar

Öl auf Sperrholz

80 x 80 cm

1995

 

Auftraggeber der Bilder für die Veranstaltung

Eight Boys Band

 

Maler und Bildgestaltung:

Mark Antony

creative Art works

Agona - Swedru

Ghana

 

Die Geschichte ist nach Erzählungen in Kurzform

landestypisch wiedergegeben.

 

 

Vor langer Zeit lebte einmal eine Frau mit ihren zwei Kindern in einem kleinen Dorf. Beide Kinder waren Mädchen. Die ältere wurde Ama genannt, die jüngere Ekua. Beide verließen ihre Mutter, um ihr Glück woanders zu finden. Doch bald wurde ihre Mutter krank. Sie musste nach ihnen rufen, denn es gab sonst niemanden, der ihr helfen konnte.

 

Beide kamen auch sofort, die älteste jedoch ging bald wieder weg und sagte, dass sie wichtigeres zu tun habe, als sich um ihre kranke Mutter zu kümmern. Die jüngere ließ jedoch ihre Arbeit liegen und beschloss, bei der kranken Mutter zu bleiben und ihr zu helfen bis zu ihrem Tode. Die Krankheit wurde immer schlimmer und Ekua war stets hilfreich an ihrer Seite und sorgte sich um sie. Daher beschloss ihre Mutter vor ihrem Tode, dass all ihr Eigentum ihrer jüngeren Tochter Ekua gehören sollte.

 

Als Ama von dem Tod der Mutter erfuhr kam, sie schnell zurück, um Besitz von dem zu nehmen, was ihre Mutter hinterlassen hat. Aber zu ihrem Schrecken war nun bereits alles in Händen ihrer Schwester. So gingen die Dinge zwischen den Beiden im Streit hin und her und Ama, die sich besondere übernatürliche Kräfte angeeignet hatte, beschloss, sich von Ihrer Schwester zu trennen. Als einige böse Versuche misslangen, schien es ihr das Beste, den Mutterleib ihrer Schwester so zu verzaubern, dass sie keine Kinder bekommen kann. Damit hatte sie nun Erfolg. Ekua wusste nichts von den Zauberkräften. Sie wusste nicht, dass Ama sich diese Eigenschaften durch eine List und mit der Hilfe einer Hexe gestohlen hatte.

 

Ekua heiratete einen lieben, arbeitsamen Mann, aber die Kinder blieben aus. Sie war stets traurig und die ganzen Umstände einer kinderlosen Ehe machte sie mehr und mehr unglücklich. Sie hatte das Leben satt.

 

Sie ging daher zum nahe gelegenen Fluss und wollte hineinspringen, um ihr Leben zu beenden.

 

Ihren Plan führte sie jedoch nicht durch, denn es erschien ihr eine Fluss-Göttin, die sie nach dem Grund ihrer Verzweiflung fragte. Nachdem sich die Göttin die schicksalhafte Geschichte angehört hatte, versprach sie ihr zu helfen. Kurz darauf erschien ein Krokodil, und die Göttin befahl nun der verstörten Ekua, ihre Hand in den Rachen zu stecken, um ihr dort ein Ei zu entnehmen. Danach befahl sie dieses Ei ohne Furcht zu schlucken. Ekua tat dies und die Fluss-Göttin erklärte ihr noch, warum sie unfruchtbar sei, und dass ihre Schwester durch ihre übernatürlichen Kräfte ihr dies alles angetan hat. Darauf verschwand sie urplötzlich.

 

 

 

 

 

 

Nach kurzer Zeit wurde Ekua schwanger. Sie ging wiederholt an den Fluss, um mit der Göttin zu sprechen. Auf dem Rückweg wurde sie plötzlich sehr müde und musste eine Rast einlegen. Hinter einem kleinen Felsen setzte sie sich nieder und fiel sogleich in einen tiefen Schlaf. Da öffnete sich der Fels und aus einer Höhle traten sechs Zwerge heraus und entwendeten ihr das noch ungeborene Kind. Als Ekua aus ihrem Schlaf erwachte und bemerkte, was geschehen war, rannte sie zurück zum Fluss, aber zu ihrer Enttäuschung war die Göttin nirgends zu finden.

 

So ging sie nun zutiefst enttäuscht zu ihrem Mann nach Hause, ohne eine Erklärung zu finden.

 

Die Zwerge pflegten und erzogen das Kind, bis es zu einem jungen Mann herangewachsen war. Sie nannten ihn Kwasi, weil sie ihn an einem Sonntag zu sich nahmen.

 

Eines Tages riefen sie ihn zu sich und erzählten ihm alles über seine Herkunft und darüber, dass sie ihn aus seiner Mutter Leib retten mussten, denn seine Tante würde ihn sonst umgebracht haben. Sie erklärten ihm den weiten Weg zu seinen Eltern, verliehen ihm einige übernatürliche Kräfte und gaben ihm weitere Anweisungen, die er zu befolgen habe. Sie sagten, sie stünden immer mit ihm in Verbindung, er brauche sie nur anzurufen.

 

 

 

 

 

Nach einem langen Marsch kam der Junge in die Gegend seiner Heimat, und der erste Mann, den er traf und den er nach seinen Eltern fragte, war sein Vater, der ihm sagte dass sein Name Kojo Kensah sei. Ihre Freude war übergroß und sie machten sich sofort auf den Weg zu ihrem Dorf und zu seiner Mutter Ekua, die er noch nie gesehen hatte.

 

Der Junge erzählte nun alles, was er über sich und sein Schicksal wusste und dass die Zwerge dies taten und das Geheimnis so lange gehütet haben, um ihn und seine Mutter zu retten.

 

Seine Eltern bestätigten ihm nun, dies sei wahr, sie haben jetzt ebenfalls erfahren, dass seine Tante Ama alle ihre übernatürlichen Kräfte durch List erhalten habe.

 

Erschüttert entschied sich nun Kwasi, sein Bestes zu tun, um die Freveltaten an seinen Eltern zu sühnen, was auch immer geschehen sollte.

 

Früh am nächsten Morgen brach er auf, um die Hexen-Göttin zu finden und mit ihr zu sprechen. Die Zwerge hatten ihm ihren Aufenthaltsort verraten und genauestens beschrieben, wie er dorthin gelangen kann. Als er ihren Schrein erreichte, sagte man ihm, er habe noch etwas zu warten. So beschloss er, sich außerhalb ihres Bezirkes auf einem Stein niederzusetzen. Gerade hatte er sich etwas ausgeruht, da erschienen zwei  fremdartige Katzen in Menschengestalt, die ihn zornig anschrien: „Was willst du  und was machst du bei uns im Busch?" Bevor der Junge sich äußern konnte, warfen ihm die Katzenmenschen ein Seil um die Hüften und schleppten ihn eine weite Strecke über den Boden zu einer Lichtung. Er erkannte voller Schrecken eine Menschengestalt, jedoch ohne Kopf, aber lebend. Um sie herum schauten weitere katzenähnliche Gestalten auf ihn herab.

 

Der Junge flehte sie an und bat um Gnade. Sie waren einsichtig und fragten, was denn seine Mission sei. Wieder erzählte er von seinem Schicksal.

 

Da beschlossen sie, ihm zu helfen, aber nur, wenn er nach einem tapferen, erfolgreichen Kampf den Kopf und das Auge, welches von einem Sonnen-Geist im Kampf geraubt wurde, zurückbringen würde.

 

Kwasi war einverstanden und rief nach den Zwergen, die ihn erhörten. Mit ihrer Hilfe fand er nun das Gebiet des Sonnengeistes.

 

 

 

 

 

 

 

Als der Sonnengeist des Jungen ansichtig wurde, war er dermaßen erschrocken, dass er ihn sofort töten wollte.

 

Bei diesem Versuch rief der Junge - wie ihm von den Zwergen befohlen wurde - um Hilfe und ein Stern raste vom Himmel herunter und traf den Geist so heftig, dass er schwer zu Boden fiel und der Junge auf ihn springen konnte.

 

Nun konnte er ihm drohen, ihn zu töten, wenn er ihm nicht zeigte, wo der gesuchte Kopf und das Auge ist.

 

Die Gefahr sehend verriet im der Geist, dass der Kopf und das Auge weit entfernt zu finden seien und von einem Riesen bewacht würde.

 

Er verriet ihm auch, wie er Hand an ihn legen und ihn einschläfern könne. Mit diesen guten Ratschlägen machte sich der Junge auf den Weg.

 

Zunächst ging er zurück zur Hexen-Göttin und konnte sie durch die Hilfe der Zwerge und der Ratschläge aller Geister besiegen und fesseln. Als sie keinen Ausweg zu ihrer Befreiung sah, übergab sie ihm ein Schwert, welches mit einer besonderen Eigenschaft ausgestattet war, die ihm übermenschliche Kraft verlieh.

 

 

 

 

 

 

 

Unbeirrt und furchtlos ging er jetzt sein Weg direkt zu dem Riesen. Es kam zu einem scheinbar ungleichen Kampf, wenn der Junge nicht das Schwert mit den außergewöhnlichen Eigenschaften erhalten hätte. Der mächtige Titan musste unterliegen.

 

Nun stand nichts mehr im Wege, den Kopf und das Auge dem Körper des Geistes zurückzubringen, und sie  bedachten ihn mit vielen Geschenken.

 

Die Hexe versprach, sich nicht wieder einzumischen und entband Ama von Ihren übernatürlichen Kräften.

 

Der Sonnengeist war erfreut über den glücklichen Ausgang und versprach ihm zu helfen, wann immer er Hilfe benötige.

 

Die Zwerge begleiteten ihn sein ganzes Leben lang mit Rat und Tat.

 

Freude herrschte bei seinen Eltern und im Dorf über den tapferen Jungen.

 

Ama erschien bei Ihrer Schwester, fiel nieder und bat um Vergebung.

 

Und so lebte man denn doch noch lange und glücklich miteinander.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bildergeschichte aus Ghana

 

Serie II

 

5 Bilder - klappbar

Öl auf Sperrholz

80 x 80 cm

1996

 

Auftraggeber der Bilder für die Geschichte:

Eight Boys Band

 

Maler und Bildgestaltung:

 

Mark Antony

creative Art works

Agona - Swedru

Ghana

 

 

 

Die Geschichte ist nach einer Erzählung in Kurzform

landestypisch wiedergegeben.

 

 

 

 

 

Es war einmal ein sehr kranker Mann. Um seine Krankheit zu beheben, benötigte er unbedingt Medizin, die er aber nicht bezahlen konnte, denn er war sehr, sehr arm. Da ging er zu einem Waldgeist und bat ihn um Hilfe. Der versprach ihm das Geld, wenn er das Blut seines erstgeborenen Kindes bekäme. In seiner Not willigte der Mann in das Versprechen ein.

 

Die Medizin half, und er erfreute sich danach guter Gesundheit.

 

Nach kurzer Zeit gebar ihm seine Frau ein Mädchen, und der Geist forderte ihn nun auf, das Versprechen einzulösen. Während die Mutter auf dem Weg zum Markt war, um ihre geernteten Früchte zu verkaufen, nahm der Geist die Gelegenheit war und entführte das Kind.

 

Auf dem Weg zurück in den Busch begegneten ihm aber andere Geister, die ihm das Kind in ebenfalls schlechter Absicht wegnehmen wollten. Es entbrannte ein Kampf, bei dem er einen der Geister tötete. Die übrigen liefen jedoch eiligst zurück und holten Hilfe. Sie überwältigten und töteten den Waldgeist und nahmen das Kind mit sich.

 

 

 

 

 

 

Aber es lauerten noch mehr  Gefahren, denn es gab noch viele Feinde, die es auf das Kind abgesehen hatten und es besitzen wollten. Ein Krokodil tauchte aus dem Wasser auf und näherte sich dem Mädchen, welches auf einem Felsen schlief. Es trachtete danach, das Kinde in einem unbeobachteten Augenblick zu rauben und es mit sich tief in den See zu entführen.

 

Doch da stellte sich ihm ein Zwerg (Drawl = Zwerg) in den Weg und sagte dem Krokodil, er würde es ihm nicht erlauben, dass es das Mädchen in den See entführt, denn es sei ein heiliges (unantastbares) Kind. Er wollte es jemandem geben, der es gut mit ihm meint. Somit nahm er das Kind an sich und schickte das Krokodil weg.

 

Ein Mann und eine Frau, die auf dem Weg zu ihrem Feld waren, sahen das Geschehen und den Zwerg, der hinter einem Busch auf das Kind aufpasste. Sie selbst konnten keine Kinder bekommen, obwohl es ihr sehnlichster Wunsch war. So fassten sie sich Mut und fragten den Dwarf, ob er ihnen nicht dieses hübsche Mädchen geben würde. Sie seien zwar nicht reich, würden es aber liebevoll aufziehen. Der Zwerg willigte unter einer Bedingung ein, dass sie nie sagen dürften, dass das Mädchen nicht ihr eigenes Kind sei.

 

 

 

 

 

 

Das Paar versorgte das Kind sehr gut, und es wuchs gesund heran. Das ärgerte die Waldgeister gewaltig. Sie beschlossen, dem Mädchen etwas sehr böses anzutun und gaben ihr eine schlimme Krankheit.

 

Die Eltern waren nun sehr besorgt und suchten eine Möglichkeit, das Kind zu kurieren. Sie kannten einen Platz, wo sie von einem Heiler Hilfe erhofften. Sie nahmen die Strecke durch den Busch über einen kleinen Pfad, welcher sehr schwierig und unübersichtlich war. Dabei kamen sie vom Wege ab und sahen plötzlich auf einer Lichtung einen Waldgeist, der dabei war, Menschenfleisch zu essen. Er erspähte die drei und bedeudeten ihnen, dass sie in seinem Machtbereich seien. Er benötige aber nur eine Person zum speisen, die anderen zwei Personen könnten gehen. Der Mann liebte das Kind und seine Frau so sehr, dass er sich selbst als Opfer anbot. Die Frau jedoch sagte ihm, dass das Kind ja nicht ihr eigenes Fleisch und Blut sei, es wäre also besser, dem Geist das Kind zu geben.

 

Als sie dies machten und nach Hause gingen, begegneten sie wieder dem Drawl, welcher ihnen das Kind gegeben hatte. Sie erzählten ihm, was geschehen war und versprachen, dass sie nie wieder sagen würden , dass das Kind nicht das ihre sei. Sie hätten große Schuld auf sich geladen, und der Zwerg möge ihnen doch helfen, das Kind wieder zu bekommen, denn sie liebten es doch wirklich zu sehr.

 

Darauf antwortete ihnen der Zwerg, sie sollten nicht beunruhigt sein, das Kind würde noch leben. Er wüsste es genau, denn er würde alles sehen, was das Mädchen betrifft. Doch nun dürfe man keine Zeit verlieren, ansonsten würde der Waldgeist das Kind essen. Er, der Zwerg, würde zu dem Platz des Geistes eilen, und sie sollten nach Hause gehen und abwarten.

 

Als der Drawl an der Lichtung ankam, war der Geist gerade nicht da. Das Mädchen und ein Junge saßen gefesselt auf einem Stuhl. So konnte er schnell das Mädchen befreien und ihr ihre ganze Lebensgeschichte erzählen woher sie kam und was sich alles ereignete. Er bedeutete ihr, dass sein Segen sie immer begleiten würde und verschwand, von wo er gekommen war.

 

Nun beeilte sich das Mädchen, auch den Jungen zu befreien. Dieser eröffnete ihr, dass er der Sohn eines Meergottes sei. Aus Dankbarkeit für die Befreiung wolle er sie mit in sein Reich nehmen, und sicherlich könne man sie dort auch von ihrer Krankheit heilen.

 

 

 

 

 

 

So gingen sie nun gemeinsam los zu der Heimat des Jungen, tief unten auf dem Meeresgrund. Auf dem Weg dorthin begegneten sie vielen Freunden, viele in einer Gestalt, die sie noch nie gesehen hatte. Aber alle waren ihnen freundlich gesinnt. Sie erreichten glücklich seine Heimat, und sie wurden von seinem Vater, dem König der Meeresgötter, mit Freude empfangen.

 

Das Mädchen wurde mit Liebe aufgenommen, und nachdem man sah, dass es einen guten und aufrichtigen Charakter hatte, wurde es von ihnen nicht nur von ihrer Krankheit geheilt, sondern man beschloss auch, dass sie eine Mitgift bekommen solle, welches sie auf Erden zu einer wohlhabenden und glücklichen Frau machen solle.

 

 

 

 

   (auf dem Bild 4 ist dem Maler ein Fehler unterlaufen. Das Kind ist nicht ein Junge, sondern ein Mädchen)

 

 

 

Die Merresgötter forderten sie nun auf zu erzählen, woher sie käme, denn sie wollten ihr helfen, zu ihrem Elternhaus zurückzufinden. Gesagt - getan. So brachte man das Mädchen zurück zu ihren Eltern.

 

Dort angekommen übergab man ihr die Mitgift. Sie wurde eine wahrhaft glückliche Frau und lebte lange sorglos uns zufrieden in ihrer Heimat.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bildergeschichte aus Ghana

 

Serie III

 

Es gibt zwei Ausgaben.

Die ersten Bilder sind 115 x 95 cm.

Da mir diese zu groß für den Transport waren,

 hat Marc Antony eine zweite Ausgabe in 58 x 58  cm gemalt.

Die erste Ausgabe stammt aus 2003 .

2008 habe ich sie dann doch per Cargo verschickt.

 

4 Bilder

Öl auf Sperrholz

ca. 58 x 58 cm

2004

 

Maler und Bildgestaltung:

 

Mark Antony

creative Art works

Agona - Swedru

Ghana

 

 

 

Vor langer Zeit lebte in einem kleinen Ort mit dem Namen Tizza eine alte Frau mit Ihren zwei Töchtern. Ihre Namen waren Pania und Kakra. Sie waren beide sehr hübsch und jeder von ihnen fand baldigst einen Mann zur Heirat. Aber wie das Schicksal es so will, beide konnten keine Kinder bekommen.

 

In Ihrer jugendlichen Unkenntnis beschuldigten sie ihre eigene Mutter eine Hexe zu sein. Sie glaubten, sie sei schuldig an ihrer Unfruchtbarkeit. Aber konnten Sie denn wirklich Ihrer eigene Mutter so etwas schlimmes zutrauen? Nein! So berieten sie sich gemeinsam in dieser schwierigen Lage und überredeten sie, einen Fetisch Priester zu konsultieren.

 

Die Mutter willigte ein und ging mit ihren zwei Töchtern zu einem sehr bekannten „jujuman“.

 

Die Überraschung war groß, als der Juju-Priester herausfand, dass der Grund der Unfruchtbarkeit Ihrer Töchter aus einer ganz andere Situation herrührte. Schuld an allem war ein Onkel von ihnen.

 

Was sollten sie jetzt tun? Der Priester begann eine lange Sitzung mit Besprechungen, Opfergaben, Orakelsprüchen und war letztlich in der Lage, durch seine Zauberkraft die Verwünschungen des Onkels rückgängig zu machen.

 

Alle kehrten beglückt in ihr Dorf zurück und hofften, dass nun der Woodoo-Zauber wirksam wird. Und wirklich, beide Frauen wurden schwanger.

 

Aber, war das das Ende Ihrer Leiden? Nein!

 

Beide Männer verließen ihre Frauen, als sie schwanger waren.

 

Panias Mann reiste in ein fernes Land und Kakras Mann versuchte sich in Geschäften in der weit entfernten Großstadt.

 

Alleingestellt  begannen nun schwierige Zeiten für beide Frauen.

 

 

 

 

 

In dem kleinen Ort Tizza war es verboten, an bestimmten Tagen zum Fluss zu gehen. Die Götter hatten es so bestimmt.

 

Kakra stellte sich jedoch gegen das Verbot. Sie wollte nahe dem Fluß Wasser holen und einige Kräuter sammeln. Aber an dem Tag war es nun tabu, sich dem Gebiet zu nähern. Sie aber dachte ungesehen dorthhin zu gelangen.

 

An diesem verhängnisvollen Tag stand sie früh auf, band sich ihr Kind auf den Rücken, nahm den tönernen Wasserkrug und ihr Netz für die Gräser.

 

Aber die Götter kann man nicht überlisten.

 

Der Wassergeist erspähte sie schon von weitem und war erzürnt. Wie konnte sie es wagen, an einem verbotenen Tag zum Fluss zu kommen. Er baute sich vor ihr auf, herrschte sie an und entwendete ihr zu Strafe das Kind.

 

 

 

 

 

Als sie nun mit leeren Händen und ohne ihr Kind zurück in das Dorf kam, hatte sie nicht nur das Leid zu tragen, sondern wurde auch noch von allen beschimpft und verspottet.

 

Jeder wusste zwar von ihrem vorausgegangenen Missgeschick, aber keiner wollte oder konnte helfen.

 

Die Nachricht des ganzen Geschehens erreichte über viele Umwege Kakras Mann in der weit entfernten Stadt.

 

Er war zutiefst bestürzt, war er doch durch sein Weggehen Schuld an dem ganzen Schicksalsschlag. Er entschied sich, sofort zu seiner Frau zurückzukehren um zu überlegen, was zu tun sei.

 

Kakras Mann wurde trotz seiner langen Abwesenheit von allen willkommen geheißen, und die Familie setzte sich zu einem Palaver zusammen. Er, Kakra, Pania und die Mutter berieten und überlegten, was zu tun sei.

 

Es kam die Idee auf, dass Pania ihren Sohn ihrer Schwester geben sollte, da sich Ihr Mann ja doch irgendwo im Ausland aufhielt. Natürlich war das Pania nicht recht. Sie wehrte sich gegen diesen Entscheid. Ebenso sträubte sich auch die Mutter der beiden Töchter gegen diesen Vorschlag.

 

Also gingen beide zu einem anderen Fetisch-Priester. Man hatte ihnen den Weg beschrieben, trotzdem war es beschwerlich ihn tief im Busch zu finden.  Viele Stunden dauerte das Suchen, doch plötzlich tauchte in einer Lichtung der geheimnisvolle Platz auf. Der Fetischmann wusste bereits, was in dem Dorf und der Familie geschehen war und man konnte sofort mit dem Palaver und Prozedere beginnen. Der Priester riet ihnen, das Kind der Schwester zu übergeben, sei es doch augenblicklich das Beste für den Jungen. So könnte er in der Familie wohlbehalten aufwachsen. In dem Glauben dies richtig getan zu haben ging man zurück in das Dorf.

 

Panias Mann war in dem angrenzenden Land erfolgreich und zu Ehren gekommen und kam nun nach Tizza, um seine Frau und das Kind zu sich zu holen.

 

Was sollte man nun tun, was Ihm sagen? Wie konnte man ihm jetzt erklären, was man aus Not getan hat. Man erzählte ihm, dass seine Frau bei der Geburt das Kind verloren habe. Er war darüber sehr betrübt und wollte nun nach dieser Nachricht nichts mehr von seinem Plan wissen, die Familie zusammenzuführen. Ohne ein Wort zu verlieren, verschwand er wieder und ließ seine Frau wiederum alleine zurück.

 

Pania war geschockt und traurig, fühlte sich elend und weinte ständig. Ihre Mutter und ihre Schwester versuchten sie durch Scherze zu ermuntern, um sie alles  vergessen zu lassen.  Vergebens. Sie musste nun mit diesem Schicksal leben.

 

Der Junge wurde erwachsen, und man entschied sich, ihn ins Nachbarland zu seinem Vater zu schicken, ohne ihn aufzuklären, das er nicht der leibliche Vater von ihm ist.

 

Er war ebenfalls sehr tüchtig und brachte es zu einigem Reichtum. Er überwies Kakra öfters etwas Geld, von dem diese auch eine Kleinigkeit an Pania, seine richtige Mutter, abgab.

 

Eines Tages entschied sich der Junge, in sein Heimatdorf zu seinen Eltern zu kommen.

 

Pania, seine Mutter, war immer noch etwas verärgert über die Situation. Sie wollte doch ihrem Sohn die Wahrheit sagen. Aber was würde Kakra sagen? Was sollte sie tun?

 

Kakra entschied sich nun ihrerseits ebenfalls, heimlich einen Fetisch-Priester zu konsultieren. Es sollte aber keiner wissen. Jemand hatte ihr eine gute Adresse eines Woodoo-Priesters gegeben. Früh morgens machte sie sich auf den Weg, fand auch gleich seine Hütte und konnte ihm sogleich die Familienprobleme mitteilen.

 

Man kann ihr Glück nicht beschreiben als er ihr zusagte das Problem zu lösen. Er kenne einen Drawl (Zwerg), der über die magische Kraft verfüge, ihr einen Weg zu zeigen. Mit dieser Hoffnung machte man sich nun auf den Weg und fand auf einer kleinen Anhöhe seine mystische und verzauberte Behausung.

 

Der Woodoo-Priester und der Drawl kamen nicht das erste Mal zusammen. Man verstand sich, akzeptierte sich, und einer half dem anderen. So auch jetzt. Nachdem man auch ihm die ganze leidvolle Geschichte erzählt hatte, bot er sich an ihr zu helfen. Er allein wusste wie. Er gab ihr eine Puppe, die er mit einem Zauber belegte und wies sie an, diese ihrem Onkel zu übergeben.

 

 

 

 

 

Aber wie? Er verriet ihr, wie und wo sie ihn finden kann. Sie musste dafür durch das Land der Toten gehen. Dort würde sie ihren Onkel finden und dort könne sie ihm ihre Vorwürfe vortragen.

 

Sie folgte diesem Rat, fand den Ort des Todes und ihren Onkel, der dort der König dieses Reiches geworden war.

 

Wirklich, es war ein schrecklicher, beängstigender Ort, den sie durchlaufen musste. Aber mit Hilfe der magischen Puppe fand sie den Weg und Ihrem Onkel.

 

 

Der reagierte erschrocken und befahl seinen Leuten aus der Totenwelt Pania zu töten. Sie war aber listig, schlau und unbarmherzig in ihrem Tun und spann ihre Fäden in dieser „anderen“ Welt so weit, dass er schließlich sein Vergehen zugab und bereute. Von nun an tat er alles um das Unrecht wieder gut zu machen. Seinen ganzen Einflusss in seinem Totenreich verwendete er nun, um den von dem Flußgott entführten Sohn zu finden. Und tatsächlich, er lebte nicht weit von dem kleinen Dorf. Der Onkel beauftragte einen Woodoomann, den Jungen aufzuklären, wer er ist, was geschehen war und warum er nicht in seiner Familie aufwachsen konnte. 

 

Welch eine Überraschung und eine Freude war es dann, als Kakra nach ihrem langen Aufenthalt an dem unwirtlichen Ort die ganze Familie wieder in dem kleinen Dorf Tizza vereint sah.

 

Es war ihr Tun, aber sie sprach nie darüber, was sie alles durchgamacht hat, damit die Familien wieder zusammenfinden konnte, und keiner fand ein böses Wort darüber, was vorher alles geschehen war.

 

 

 

 

 

 

 

 

Bildergeschichte aus Ghana

 

Serie IV

 

 

5 Bilder

Öl auf Sperrholz

112 x 112 cm

2003

 

Maler und Bildgestaltung:

 

Mark Antony

creative Art works

Agona - Swedru

Ghana

 

 

 

 

 

 

 

Es war einmal - lange vor unserer Zeit - da regierte in einem friedliebenden Land ein weiser König. Sein Name war König Neizer.

 

Er war schon betagt und seinen nahen Tod ahnend rief er seinen Sohn Kneel zu sich, um ihm eine geheimnisvolle Schatulle zu übergeben. Er wies ihn an, diese nicht vor dem Ende des bevorstehenden alljährlichen Festaktes zu öffnen.

 

Als nun die Feierlichkeiten stattfanden und der König sich mit seinen „Ältesten“ zusammen- setzte sprach er zu seinem Sohn, den er hinzu rief: „Ich bin nun alt geworden, meine Kraft schwindet. Ich übergebe mein Königreich an dich. Verwalte es gut, wie ich es getan habe und denke stets daran dass wir, seit ich geboren wurde und noch viele Zeiten zuvor,  einen Gott haben den wir verehren. Sein Name ist SAMBUTU. Verspreche mir keinen anderen Gott neben ihm zu huldigen. Eine magische Kraft geht von ihm aus. Wenn du irgendwelche Hilfe brauchst, rufe ihn an. Ihm kannst du alles erzählen. Er wird dir  und unserem Volk immer helfen.

 

Kaum dass er dies gesprochen hatte brach er in sich zusammen und starb.

 

Noch in seiner tiefen Trauer erinnerte er sich der Sohn an die Schatulle, die ihm sein Vater übergab. Nun durfte und wollte er sie öffnen. Es war wie ein Blitz der einen trifft, als plötzlich eine magische Zaubergestalt vor ihm stand. Ein Geist in Menschengestalt.

 

„Es gibt etwas zu erklären“, sagte dieser zu ihm. „Ein Geheimnis das schon 30 Jahre zurück- liegt. Dein Vater hatte eine Frau die ein Kind unter ihrem Herzen trug aber bereits  nach drei Monaten nach ihrer Schwangerschaft verstarb. Wenn du deinen Vater beerdigt hast, werde ich dich zu einem Platz führen, an der sie begraben liegt. So will es die Ordnung unseres Gottes.“

 

„Erkenne“, sagte er, “dass du Zeuge eines glücklichen Erlebnisses werden wirst, wenn der Sarg aus der Tiefe der Erde empor kommen wird.“

 

„Folge mir jetzt“ forderte er ihn auf, „ich werde dich jetzt an den Ort führen, an der sie beerdigt wurde“.

 

Ergriffen befolgte er seinen Anweisungen. Dort angekommen sprach der Geist einige mystische Formeln, tanzte im Kreis und reckte die Arme gegen den Himmel. Da erzitterte die Erde. Ein Sarg entstieg dem Boden. Der Geist sprach weitere Formeln, öffnete den Sarg und entnahm ihm ein Gefäß. Nun wies er den jungen König an den Deckel der Schale zu öffnen. Welch ein Schreck! Aus der blutgefüllten Schale entstieg der Kopf der Verstorbenen.

 

Starr vor Schrecken - aber auch mit Freude - sah er nun, wie der Sarg und das Haupt in den Himmel flog um dort die verdiente Ruhe und den Frieden zu finden.

 

 

 

 

 

 

 

Für den jungen König Kneel war die Person Geist und Zauberer zugleich, und er folgte all seinen Weisungen.

 

Er folgte auch der Anweisung, das Blut in eine Kalebasse zu füllen und zu trinken. Dies würde ihm Kraft für die nachfolgenden Aufgaben geben.

 

Nun führte ihn der Zauber zu dem Schrein des Gottes. Dort angekommen sprach er wiederum Zauberformeln aus, tanzte um einen großen Stein vor einer Höhle herum und rief nach Sumbutu.

 

Da erschien er, gigantisch und schön - SUMBUTU -.

 

Nun forderte er den König auf, Sumbutu die Hand zu reichen. „Er ist dein Gott“ sagte er „und mit dieser Zeremonie verleihen wir dir nun besondere Kraft und Wissen.

 

Mit so viel Kraft und Energie ging nun der junge König zurück in sein Land. Aber er war sich nicht so recht bewusst, was sich wirklich ereignete. Was hatte es auf sich mit der mystischen Zeremonie, mit dem Sarg und mit der Aufnahme des Kopfes der Mutter in den Himmel. Was  ereignete sich denn da wirklich?

 

Es sollte für Ihn stets ein Geheimnis bleiben.

 

Zurückgekehrt in seinen Palast fand er zunächst alles in seinem Sinne geregelt. Seine Diener hatten alles gut verwaltet. Außerdem waren da ja auch noch seine Tochter, die mit seinem Neffen verheiratet war.

 

 Zwei der Diener hatten aber andere Interessen. Sie suchten einen Weg, um zu Geld zu kommen und dies führte sie auf Abwege, die sich später verhängnisvoll auswirken sollten.

 

 

 

 

 

Viele Jahre später

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Eines Tages kam ein Priester in die Königsstadt, um seinen Glauben zu predigen. Dabei traf er auch auf des Königs Neffen. Dieser war sehr beeindruckt von den Worten und beschloss, seinem Gott abzuschwören und in Zukunft gemeinsam mit dem Priester den christlichen Glauben zu verbreiten.

 

Als sie nun zusammen auf dem zentralen Markt predigten, kamen die beiden Diener des Königs hinzu und verlangten, dass man sofort mit der Verkündung des neuen Gottesglaubens aufhören solle. Sie sollten sofort Tumbutu anrufen und um Vergebung bitten. Aber die beiden hörten nicht auf die Anordnung und predigten unbeirrt weiter.

 

Die Diener beeilten sich, nun dem König vorzutragen, was augenblicklich auf dem Markt geschieht.

 

Erzürnt ließ er seinen Neffen herbeirufen. „Warum hast du Deinen Glauben an unseren Gott Tumbutu abgelegt?“ Der erwiderte, dass er wohl wisse, was er getan habe, aber er wolle seine Meinung nicht ändern. Der König erwiderte zornig, dass er sich mit seinen Ältesten beraten werde und ließ ihn zunächst gehen.

 

Die Diener dachten sich nun einen teuflichen Plan aus. Sie waren alles andere als gute Menschen. An verschiedenen Orten, wo reiche Händler passieren mussten, überfielen sie diese, raubten sie aus und töteten sie. Mit ihrem Plan konnten sie nun die Entdeckung ihrer schändlichen Taten von sich auf den Neffen lenken.

 

Wie üblich versteckten sie sich an einer Wegstrecke und warteten auf ihr Opfer. Als ein Kaufmann vorbeikam überwältigten sie und töteten ihn, ohne ihn jedoch zu berauben. Danach brachten sie die Leiche mit seiner gesamten Habe an einen Platz, von dem sie wussten, dass der Neffe gewöhnlich dort vorbeikam, wenn er nach Hause ging.

 

Der Plan ging auf. Versteckt an einer Ecke des Platzes sahen sie den Neffen kommen. Dieser bemerkte den leblosen Körper und versuchte ihm zu helfen, nicht wissend, dass er schon tot war. Nun traten die verräterischen Diener hervor und riefen lautstark nach den Soldaten. „Er hat den Mann getötet. Er will ihn berauben. Er ist der Übeltäter aller Überfälle“.

 

Ohne zu fragen peitschten die Soldaten zunächst den vermeintlichen Mörder aus und brachten ihn unmittelbar zum König. Man wusste ja, dass er zum Königshaus gehörte.

 

 

 

 

 

 

In dem Glauben, dass seine Diener die Wahrheit sagen und der Soldat dies bestätigte, fällte der König das Urteil, man solle den Beschuldigten und Verurteilten für sein böses Vergehen in das Gebiet der „Wilden Monster“ bringen. Es war bekannt, dass diese Wesen darauf aus sind, menschliches Fleisch zu essen.

 

So sollte es geschehen. Die Soldaten fesselten ihn und brachten ihn zu dem unheimlichen Ort und überließen ihn dann seinem Schicksal.

 

Es dauerte nicht lange und die Monster erschienen. Sie rissen ihn in Stücke und aßen ihn gänzlich auf.

 

Bei all dem Gemetzel stieg seine Seele in den Himmel auf.

 

 

 

 

 

 

Sehr aufgebracht rief König Kneel nun nach seiner Tochter und verlangte nach ihrem Baby. Dieses Kind sei das Kind eines Verbrechers, eines Diebes und Mörders. Somit müsse es nun auch für die Missetaten seines Vaters büßen und getötet werden.

 

Sein Befehl an die Soldaten, das unschuldige Kind zu ergreifen und zu töten, mussten sie befolgen. Sie waren aber doch verwirrt und uneins über das Urteil und beschlossen, dem Befehl nicht zu gehorchen. Stattdessen legten sie den Jungen in eine große Holzschale und setzten ihn am nahegelegenen Fluss aus. Sollte das Schicksal doch entscheiden, was mit dem Kind wird.

 

Langsam trieb nun die Schale den Fluss hinab, und viele Gefahren drohten dem kleinen Ausgesetzten. Flusspferde peitschten das Wasser auf und drohten, das kleine „Boot“ zum kentern zu bringen. Ein Krokodil wurde nur durch einen aufkommenden Windstoß davon gehindert, nach dem Kind zu schnappen und ein großer Fisch verfehlte sein Vorhaben, die Schale mitsamt dem Kind zu verschlucken, weil ein vorbeitreibender Baumstamm ihm den Weg versperrte. Dem nicht genug. Plötzlich erschien am Himmel ein rießig großer Adler, der das Kind ergreifen wollte. Da erhob sich ein Donnern in den Lüften, und erschrocken hielt er von seinem Vorhaben ab.

 

Nun ergab es sich, dass eine Frau zu dem Fluss kam, um Wasser zu holen. Sie erblickte die treibende Schale und zog sie aus dem Wasser. Freudig nahm sie das Kind an sich. 

 

So wuchs der Junge in der Familie wie ihr eigenes auf.

 

 

Lange Zeit verfolgte der Geist das Geschehen. Er war es doch, der den König zu Sambutu führte. Es überkam ihm ein mächtiges Gefühl der Reue. Er hätte doch eingreifen müssen.

 

Also ging er nun direkt zu Kneel und sagte: „Ich habe Dir zu Ansehen und Stärke verholfen. Du hast dies aber missbraucht und viele Fehler in Deinen Entscheidungen getroffen“.

 

„Was habe ich denn falsches getan?“ fragte arglos der König.

 

„Nun, du solltest einsehen, dass Du zu herrisch geworden bist und Urteile zu vorschnell fällst, wie es auch mit deinem Neffen geschehen ist“ sagte der Zauberer.

 

Er eröffnete ihm, dass er sofort jegliche Kraft von ihm nehmen werde, die er gemeinsam mit Sambutu von ihm erhalten hatte. „Ich werde dich fallen lassen, so, dass du nie wieder emporkommen wirst“.

 

So geschah es, dass der König jegliches Ansehen und alle Kraft und Magie verlor.

 

Danach ging der Geist zu den beiden verbrecherischen Dieben und sagte ihnen, dass er sie blind machen werde für all ihr böses Tun. Er schwenkte seinen Stock dreimal über ihre Häupter und die beiden Männer verloren ihr Augenlicht.

 

 

 

 

 

Viele Jahre vergingen und aus dem Baby wurde ein stattlicher, intelligenter Knabe. Auch er fühlte sich schon mit seinen jungen Jahren berufen, das Evangelium zu verbreiten.

 

Eines Tages kam ein Priester in seine Stadt und hörte ihn dort predigen. Er war sehr überrascht, einen Knaben so reden zu hören. Er ging auf ihn zu und fragte nach seinem Namen und woher er komme.

 

Der Junge erzählte ihm, was er von seinen Eltern über sich und das Auffinden gehört hatte, und alsbald erkannte der Priester, dass es sich um das Kind handeln musste von dem man inzwischen redete. Die Soldaten konnten ja ihr Geheimnis nicht immer für sich behalten.

 

Nun gingen sie beide zu seinen Zieheltern und diese erzählten nochmals, wie sie das Kind am Flussufer gefunden und aufgenommen haben.

 

Der Knabe entschied sich daraufhin seine Mutter, Vater und seinen Großvater, den König, kennen zu lernen.

 

Es war keine weite Reise.

 

Zunächst  kam er zu dem Hause seiner Mutter. Es war für alle eine große Freude, als sich herausstellte, dass der Junge wirklich Ihr eigener Sohn war. Sie musste ihm aber auch offenbaren, dass sein Vater tot ist und dass sein Großvater, der König Kneel, wegen all der Ereignisse schwach und machtlos geworden war.

 

„Ruft meinen Großvater und die Soldaten und lasst uns ein Palaver halten“ sagte er.

 

Nochmals sprach man über all die Ereignisse, die sich zugetragen hatten.

 

Die beiden Diener gaben Ihr Verbrechen zu und baten um Vergebung. Der König erkannte sein Unrecht und sah ein, dass er dafür gestraft wurde.

 

„Wir alle haben Tumputu angerufen, um uns zu helfen und den Bann von uns zu nehmen, aber er hat uns nicht erhört“.

 

Dies blieb dem Geist nicht verborgen. Er akzeptierte ihre Reue und erlöste sie von dem Bann.

 

Kneel übergab sein Reich dem jungen Mann und die Diener waren ihm fortan treu ergeben.

 

So konnte sich das Land endlich wieder kraftvoll entwickeln.

 

 

 

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Nachfolgende Bilder stammen aus der Arbeit von Antony Boatang

Sowie die Erzählung der Geschichte

 

Um die Geschichte zu erzählen wie man sich zufällig begegnete, wie man einen Versuch machte die Bilder für mich zu malen, wie man bezahlte und nicht sicher war wie man diese Bilder bekommt und wann, geschweige denn die abgesprochene dazugehörige Geschichte erhält ist eine eigene afrikanische Geschichte.

 

afrika08.jpg

 

Auf der Strecke von Accra Richtung Cape Coast.

Hätte es damals schon die Möglichkeit einer auffindbaren Adresse gegeben, hätte man damals schon die Möglichkeit einer Telefonverbindung gegeben, dann wüsste ich mehr über die Veranstaltungen zu den Bildern.

 

 

 

Bildergeschichte aus Ghana

Serie V

 

5 Bilder

Öl auf Sperrholz

80 x 80 cm

1998

 

Maler, Bildgestaltung und Text:

 

Antony Boatang

Kasoa - Accra

Ghana

 

 

Die Geschichte ist nach einer mündlichen Erzählung in Kurzform

landestypisch wiedergegeben

 

 

 

 

 

Vor langer Zeit lebte einmal ein alter Mann namens Betiako mit seiner Frau Esi Anotu in einem kleinen Dorf mit dem Namen Nyame Behere. Sie waren beide sehr glücklich miteinander, aber leider konnten sie keine Kinder bekommen.

 

So beschlossen sie, sich mit Gebeten an Gott zu wenden, und ihre Bitte wurde erhört. Sie bekamen Zwillinge, ein Mädchen und einen Jungen. Das Mädchen nannten sie Atwoa Asandewan und den Jungen Kofi - Sammy.

 

Unglücklicherweise starb ihre Mutter, als die Kinder drei Monate alt waren. Der Vater sorgte sich jedoch liebevoll um sie, sodass es ihnen an nichts fehlte.

 

Eines Tages ließ er seine Kinder im Haus zurück, um im nächsten Dorf einige Sachen zu kaufen. Als er zurück kam, sah er einen großen Satan, der seine beiden Kinder im Arm trug. „Was machst du mit meinen Kindern“, fragte er. Der Satan antwortete: „Ich bringe sie zu meinem Königreich. Sie sollen mir dort dienen.“

 

Doch da erschien plötzlich die Mutter der Kinder in Form eines Engels und forderte den Satan auf, die Kinder sofort  ihrem Vater zurückzugeben, andernfalls würde Gott ihn mit Feuer überschütten.

 

Der Satan erschrak derart, dass er die Kinder losließ und voller Furcht wegrannte.

 

 

 

 

 

20 Jahre später.....

 

..... die Kinder waren nun erwachsen.

 

Der Vater Betiako war ein geschickter Händler und hatte es zu einigem Reichtum gebracht.

 

Doch nun wurde er sehr krank, er wusste, dass er sterben würde und beschloss, seinen Kindern mitzuteilen, was er zu vererben hat.

 

Er rief seinen Sohn Kofi  Sammy und seine Tochter Atwoa Asentewaa zu sich und beschrieb ihnen einen geheimen Ort, wo er sein Geld und einigen Schmuck versteckt hat. Es war ein Platz an einem Felsen direkt hinter dem Hause, das von einem mächtigen Affenbrotbaum verdeckt war.

 

Nach einigen Tagen verstarb der Vater. Viele Freunde und Verwandte kamen zu seiner Aufbahrung, und man erinnerte sich seiner freundlichen Art mit Trauer, aber auch mit Musik und gutem Essen. Dann begrub man ihn nahe seines Hauses.

 

Zwei Wochen nach der Beerdigung beschlossen die Kinder, nach dem Versteck des Geldes zu suchen, um das Erbe unter sich zu teilen.

 

In dem Augenblick, als sie alles gefunden und in Händen hielten, erschien mit großem Getöse und Gewalt wiederum der Satan, der sie damals entführen wollte und raubte ihnen das gesamte Vermögen.

 

 

 

 

 

Traurig - aber ohne ihren Lebensmut zu verlieren - gingen sie weiter ihrer Arbeit nach, und man achtete sie deswegen im ganzen Dorf, als man von der Boshaftigkeit des Satans erfuhr.

 

Eines Tages ging Atwoa allein den langen Weg durch das Buschland zu ihrem Feld, um einige Früchte und Gemüse für Zuhause zu holen.

 

Sie erschrak, denn plötzlich stand der Satan vor ihr, der ihr immer wieder in einer anderen Gestalt erschien, um sie zu verführen.

 

Sie kniete nieder und rief um Hilfe.

 

Da kam ihr wieder ihre Mutter zu Hilfe. Sie belegte den Satan mit vielen Plagen, falls er nicht von ihrer Tochter ablassen würde.

 

Erneut kam dieser in Panik und rannte eiligst davon.

 

Der Geist der Mutter versprach Atwoa, dass sie immer bei ihr sei und helfen werde, wo es auch immer nötig sei, bis zum Tode ihrer Kinder.

 

Atwoa ging mit ihrer Ernte nach Hause und erzählte ihrem Bruder alles, was geschehen war.

 

Am Abend  setzten sie sich zusammen und dankten in einem Gebet für all die Hilfe und baten darum, man möge auch weiterhin auf sie aufpassen, solange der Satan sein Unwesen mit ihnen treibt.

 

 

 

 

 

Viele Jahre gingen ins Land. Sie waren nun 35 Jahre alt. Beide hatten sich noch nicht verheiratet und lebten zusammen im elterlichen Haus.

 

Eines Tages wurde Atwoa schwer krank. Kwesi weilte an ihrem Bett, betete und überlegte, was zu tun sei. Da entschloss er sich, einige Heilkräuter zu sammeln, von denen er wusste, dass sie helfen können. Er machte sich auf in den Busch, grub nach Wurzeln und pflückte Gräser, von denen er noch von seinen Eltern gelernt hatte, dass sie heilsam für den Körper sind und im kleinen Wald schnitt er Baumrinde, die das Fieber beheben soll. Als er all diese Arzneien, die ihm die Natur bot, gesammelt hatte, wollte er gerade den Heimweg  antreten, als plötzlich der Satan vor ihm stand.

 

Der konnte es nicht verwinden, dass er stets unterlegen war, als er nach Kofis Schwester trachtete. Noch immer wollte er sich ihrer bemächtigen. Er sann nach einer bösen Rache, erfasste Kofi und schlug ihm den Kopf ab. Nie wieder sollte er ihm in die Quere kommen.

 

Er hatte jedoch nicht damit gerechnet, dass der Geist der Mutter noch immer über die beiden wachte. Sie schickte einen Engel, der ihn noch retten könnte. Zunächst flehte dieser doch gnädig zu sein und ihm den Kopf zu überlassen. Als der Satan dies verweigerte, griff der Engel zum Schwert, konnte ihn jedoch nicht töten, aber er entwand ihm den Kopf.

 

Und wieder entschwand er gedemütigte Geist und sann weiterer nach Rache.

 

Mit der überirdischen Kraft der Engel gewann Kofi seine ganze gesunde Gestalt wieder.

 

Überglücklich und voller Dank eilte er nun mit seinem Päckchen voller Heilkräuter zurück zu seiner kranken Schwester.

 

 

 

 

 

Kofi hatte alles richtig gemacht. Mit Hilfe seiner gesammelten Kräuter und seiner aufopfernden Pflege wurde seine Schwester Atwoa wieder gesund.

 

Von nun an lebte man jedoch in ständiger Angst vor dem Satan. Man wusste ja auch nicht, in welcher Gestalt er wieder erscheinen würde.

 

Sie setzten sich beide zusammen und sannen nach einer List.

 

Hierzu benötigten sie aber die Hilfe des Geistes ihrer Mutter und der Engel. Sie beteten und Ihre Bitte fand Gehör. Man war einverstanden mit ihrem Plan, denn ein solch böser Geist sollte nicht geduldet werden.

 

Wie abgesprochen ging  Atwoa jeden Tag zu dem nahe gelegenen Fluss und setzte sich nieder in der Hoffnung, dass der Satan erscheint.

 

Plötzlich, mit großem Gepolter, erschien er ihr in seiner ganzen boshaften Größe.

 

„Heute kannst du mir nicht mehr entweichen“, sagte er, „heute noch werde ich dich in mein Reich mitnehmen“.

 

Atwoa antwortete ihm: „Ich werde mich dir nicht mehr entgegenstellen, aber du flößt mir Angst ein mit deiner Gestalt. Kannst du dich nicht auch einmal in einer Menschengestalt zeigen?“

 

„Nichts leichter als das, wenn es dir so gefällt“ sagte er und stand unvermittelt als junger Mann vor ihr.

 

Aber das war sein großer Fehler.

 

Wie abgesprochen rief Ihrer Mutter zwei heilige Krokodile aus dem Fluss herbei, und ehe der Satan diese gewahr wurde, schnappte sich eine der Echsen den bösen Geist, zog ihn unter Wasser und fraß ihn gänzlich auf.

 

Nun war endlich Ruhe mit dem bösen Treiben des Satans und man konnte in Frieden und ohne Angst leben.

 

Sie erfuhren nun von den Flurgeistern, wo der Satan ihr Erbe versteckt hielt, und gemeinsam brachten man dieses und noch mehr an Gold und Schmuck zu ihrem Hause.

 

Sie waren nun reich und teilten dieses Glück mit dem ganzen Dorfe.

 

Kofi Sammy wurde der König seines Volksstammes und Adwoa Asantewan erhielt alle Ehren einer Queen-Mother.

 

 

 

 

 

 

 

Anregung für die nachfolgenden Bildergeschichten kamen von Abena Abakah.

In Erinnerungen an die Schule meinte sie, dass man das doch auf Tafeln festhalten sollte, was man in ihrer Schulzeit gelehrt bekam. Dies war Anlass für nachstehende Serien.

 

afrika49.jpgAbena portrait - b.jpg

     

 Robert Ankrah                                     Abena Abakah

 

 

Bildergeschichte aus Ghana

Serie VI

 

6 Bilder

Öl auf Sperrholz

61 x 61 cm

2002

 

Eine lehrreiche Geschichte erzählt von Abena Abakah

Gemalt von Robert Ankrah

Tema/Ghana

 

 

 

Vor vielen Jahren lebte einmal ein Mann mit seinen fünf Söhnen in einem kleinen Dorf Mampa.

Sein Name war Gyebi.

Seine  Söhne waren sehr fleißig, aber ständig stritten sie miteinander und ihr Vater war darüber sehr unglücklich.

Eines Tages schickte der Vater seine Söhne aus, um Stöcke für einen Zaun zu schlagen, den sie um den Garten errichten wollten.

 

 

 

Die Söhne machten sich sogleich auf den Weg. Sie kannten einen guten Platz, an dem sie das Holz finden konnten.

 

Nach getaner Arbeit schnürte jeder sein Bündel Holz zusammen und sie gingen gemeinsam nach Hause.

 

 

 

 

Sie plauderten, sie lachten, sie stritten, und einer von ihnen rief nach Appah. Dieser schaute sich um, stolperte, und indem er hinfiel, stieß er Dako, der vor ihm lief in den Rücken und beide fielen mit ihren Bündeln zu Boden.

 

„Warum hast du mich gestoßen?“ schrie Dako ärgerlich.

 

„Das wollte ich nicht“, sagte Appah. Ich bin nur gestolpert.

 

Darauf antwortete Dako: „Du bist ein großer Lügner, ich glaube dir nicht. Du wolltest mich umstoßen“. Und schon wieder ging ein Streit los.

 

 

 

 

Der ältere Bruder Kusi kam hinzu und wollte den Streit schlichten, aber es war ihm nicht möglich. So liefen sie weiter und stritten und stritten.

 

 

 

 

Vater Gyebi hörte seine streitenden Söhne, lange bevor sie seine Hütte erreichten, und es machte ihn sehr traurig.

 

Er musste und wollte etwas tun.

 

Und so rief er seine Söhne zusammen. Er gebot dem ältesten Sohn von seinem und jedem seiner Brüder ein Stück mitgebrachten Holzes zu nehmen und diese zu einem Bündel zusammenzubinden.

 

Der Vater hielt das Bündel seinen Söhnen entgegen und sagte: „Ich möchte, dass jeder von euch versucht das Bündel auseinander zu brechen“. Jeder versuchte es, aber keiner vermochte es. Das Bündel war einfach zu stark.

 

 

 

Danach nahm Gyebi das Bündel auseinander und gab jedem Sohn einen Stock davon.

„Versucht es jetzt noch einmal“, forderte er seine Söhne auf.

 

Sie taten es, und jeder zerbrach seinen Stock mit Leichtigkeit.

 

Vater Gyebi belehrte seine Söhne in dem er sagte: „Jeder zerbrach einen einzelnen Stock mit Leichtigkeit, aber keiner konnte das ganze Bündel brechen. Wenn ihr ständig miteinander streitet, dann seid ihr schwach wie ein einzelnes Holz, wenn ihr aber zusammen haltet, dann seid ihr stark und keiner kann euch etwas antun.

 

Nach dieser Lektion des Vaters vertrugen sich die Brüder und standen zusammen ihr ganzes Leben lang.

 

 

 

 

 

 

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erste Seite der nachfolgenden Bildergeschichte aus  dem Lehrbuch

 

 

 

 

Bildergeschichte aus Ghana

Serie VII

 

6 Bilder

Öl auf Sperrholz

61 x 61 cm

2008

 

Eine lehrreiche Geschichte aus

„An English Course for Ghanaian Schools“

Pupil´s Bool Six

1986

 

siehe  Abbildung der Buchseite

 „Unit 25“

I can´t be bothered

 

frei übertragen

 

Maler Robert Ankrah

Tema/Ghana - Community 6

 

nach einer Anregung von Abena Abakah - Tema

 

 

 

Vor langer Zeit lebten einst eine Schildkröte, eine Schlingpflanze und ein singender Vogel, zusammen in einem Wald.

 

An einem Tag wie jeder andere kroch die Schildkröte langsam, fast so langsam wie eine Schlange, durch den Wald. Die Leute sagen daher: „Wenn die Schildkröte und die Schlange die einzigen Tiere im Walde wären, dann brauchte kein Jäger eine Flinte.

 

Während des Tages suchte die Schildkröte nach Futter und kam - wie so oft - an einen ihr wohlbekannten, schönen, großen Baum. Wenn sie müde war liebte sie es, darunter zu schlafen, denn es war ein ruhiges, sonniges Plätzchen. So auch heute. Sie legte sich nieder und schlief ein.

 

An diesem wuchtigen Baum rankte sich eine Schlingpflanze mit ihren üppig grünen Blättern bis zum Wipfel empor und am Ende eines weit ausladenden  Astes hatte sich ein Vogel sein Nest gebaut. Es war ein friedliches Plätzchen und während des ganzen Tages, wenn alles still um ihn herum war, zwitscherte der Vogel im Geäst.

 

 

 

 

 

Alle drei, die Schildkröte, die Schlingpflanze und der Vogel waren schon lange Freunde und konnten sich miteinander unterhalten. Und sie taten das öfters. Wenn die Schildkröte dem singenden Vogel etwas sagen wollte, so sprach sie zunächst mit der Liane, und diese gab es dann dem Vogel weiter. Wenn der Vogel etwas sagen wollte, dann zwitscherte er der Liane ihre Worte zu und diese gab es dann wiederum an die Schildkröte weiter.

 

Nur über die Pflanze konnten sie also ihre Gespräche führen.

 

 

 

 

Eines Tages hatte die Schildkröte Bedenken, ob das Gezwitscher nicht einen Jäger auf sie aufmerksam machen könnte. Sie wollte doch einmal fragen, ob der Vogel nicht auch einmal aufhören könne zu singen.

Also sprach er zur Liane: Liebe Liane, ich denke unser Freund macht zu viel Gezwitscher. Nicht dass es uns stört, nein, aber es macht unseren Aufenthalt hier sehr gefährlich.

Aber die Pflanze meinte: Ich will da nicht reinreden und nichts dazu sagen.

Schildkröte: Oh, Liane, gib mir eine ehrliche Antwort, stört dich denn der Gesang des Vogels nicht auch manchmal?

Liane:     Nein, niemals!

Schildkröte: Schau Kletterer, ich bin älter als du. Außerdem bin ich schon viel herumgekommen. Ich weiß mehr über den Wald als du. Sehr oft habe ich schon Jäger im Wald gesehen.

Liane:     Was geht das mich an?

Schildkröte:  Du verstehst nicht, lass es mich dir erklären, wenn .......

Liane:     Wenn was? Der Vogel ist alt genug, um auf sich selbst aufzupassen.

 

 

 

 

Während sie sich so unterhielten hörten sie plötzlich Schritte. Ein Jäger hatte den Gesang des Vogels gehört und hielt Ausschau nach ihm. Die Schildkröte spürte sein Kommen, sah ihn, duckte sich auf den Boden, zog sich in ihren Panzer zurück und verhielt sich ganz still.

 

Die Liane war aber nicht zu beruhigen und schwenkte ständig ihre Ausleger mit dem Winde. Der Vogel zwitscherte weiter im Geäst.

 

Doch nun erspähte der Jäger den Vogel, zielte und schoss.

 

Poww! Der singende Vogel war tot und fiel auf den Waldboden, gleich neben die Schildkröte.

 

 

 

 

Als der Jäger den Vogel aufhob, sah er daneben die Schildkröte. Erfreut über den Zufall nahm er sie auf und überlegte, wie er sie mitnehmen könne. Er schaute sich um und sah die wogenden Zweige der Liane. Dies war das, was er zum Zusammenbinden seiner Jagdbeute brauchte.

 

Als er auf die Liane zukam, rief die Liane: Oh Jäger, was habe ich dir denn getan?

Die Schildkröte: Kannst du dich denn jetzt nicht einmal ruhig verhalten? Hättest du dem Vogel gesagt, er soll nicht ständig zwitschern, dann wäre er jetzt nicht tot. Was der Jäger jetzt mit uns macht, wissen wir nicht.

Der Jäger aber schnitt die Pflanze ab und band damit den Vogel und die Schildkröte zusammen.

 

 

 

 

Glücklich ging er dann damit nach Hause.

 

Fazit:            Der singende Vogel war tot.

                     Die Kletterpflanze ebenso.

                     Nur die Schildkröte war noch am Leben.

                     Sie weinte und sagte:

                     Oh singender Vogel, oh, Kletterpflanze

                     Ihr wolltet nicht auf mich hören.

                     Das ist nun das Ergebnis.

                     Hättet ihr euch bescheidener gegeben,

                     Dann könnten wir noch immer in unserem Wald zusammenleben.

 

Anmerkung:  In der Geschichte wird nicht geschrieben, was mit der Schildkröte geschah.

                                                Dies war wohl dem Lehrer überlassen.

 

 

 

 

1. Internet-Version 25.09.2013

 

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ENDE